Mit rund 25 Besuchern war unser Vereinsheim leider nicht so gut gefüllt wie erhofft, aber die Anwesenden haben ihr Kommen nicht bereut und einen sehr interessanten Vortrag gehört. Unser Referent Jannis Burk, der sich u.a. im Vorstand von Streuobst Deutschland e.V. engagiert, brachte uns sein Wissen und seine Begeisterung über Streuobstanbau näher. Da der überwiegende Teil der Zuhörer selbst Streuobstbesitzer war, sprang der Funke schnell über.
Jannis Burk ging zunächst auf die Historie des Streuobstanbaus ein. Nachdem die Menschen schon seit Urzeiten die Früchte nutzen, pflanzte man im 19. und vor allem Anfang des 20. Jahrhunderts besonders entlang von Wegen und Straßen Obstbäume (Äpfel, Birnen, Kirchen, Walnüsse) und die Obstbaumpflanzungen rund um die Dörfer nutzte man als Mähwiesen oder Viehweiden. Daher wurden überwiegend Hochstämme gepflanzt, damit das Vieh darunter fressen und der Mensch darunter mähen und arbeiten konnte.
Das alles änderte sich in den 1960/70iger Jahren, denn Flurbereinigungen und der Wunsch nach makellosen, gleichaussehenden Früchten wurde immer lauter und die Arbeit an Hochstämmen war zu aufwendig und unrentabel. In der Folge wurden viele tausend Hochstämme gefällt, auch weil immer mehr Siedlungsfläche geschaffen wurde. Die Kulturlandschaft Streuobstwiese war vielerorts nicht mehr vorhanden, wobei in Baden-Württemberg bundesweit trotzdem noch bei weitem die größte Fläche erhalten blieb.
Erst seit den 1980gern hat man die große Bedeutung der Streuobstwiesen wieder mehr in den Fokus genommen, da man erkannt hatte, dass nicht nur viele Pflanzen- und Tierarten auf diese Landschaft angewiesen sind, sondern dass sie auch einen einmaligen Erholungsraum für den Menschen darstellen.
Seit 2021 ist die Streuobstwiese sogar als Immaterielles Kulturerbe der UNESCO verzeichnet. Eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt von Streuobstwiesen ist die Pflege. Es handelt sich ja um eine Kulturlandschaft und nicht um eine Wildnis. Das heißt, man muss sowohl die Wiese mähen, als auch die Bäume schneiden. Es darf auch mal ein alter, abgängiger Baum einfach mal stehengelassen werden, entfernte Bäume sollten aber zeitnah ersetzt werden.
Unser Referent zeigte einige Fotos von völlig falsch „geschnittenen“ (gekappten) Bäumen, an denen der Besitzer niemals wieder Freude haben wird. Man war sich in der Runde einig, dass hier Anleitungen wichtig sind und diese ja auch von den Obst- und Gartenbauvereinen entsprechend vermittelt werden. Auch das Thema Obstbau in der Zukunft wurde angeschnitten. Sind die derzeitigen Sorten für wärmere und trockenere Jahre geeignet? Müssen andere Unterlagen verwendet werden? Sollten andere Obstsorten gepflanzt werden? Hier sollte man offen sein und kann durchaus mal etwas experimentieren und sich austauschen.
Am Ende des Vortrages ging Jannis Burk noch auf Vermarktungsmöglichkeiten ein (Nutzung), denn so einen kleinen Ersatz für die geleistete Arbeit ist ja auch nicht schlecht. Aber allen war klar, so ganz ohne Idealismus und Freude an einer intakten Kulturlandschaft Streuobstwiese geht es sicher nicht. Die anwesenden Zuhörer bedankten sich mit großem Applaus für den tollen Vortrag und es gab im Anschluss noch einige gute Gespräche sowie Versucherlen vom im Nebenerwerb selbst vermarkteten Apfelsecco und Cider.
Da das Thema „Streuobst“ und der Inhalt des Vortrages natürlich nicht in der Kürze dargestellt werden kann, wollen wir gerne auf die Homepage von Streuobst Deutschland e.V. verweisen, wo man viele interessante Dinge genauer nachlesen kann. https://www.hochstamm-deutschland.de/
Wir freuen uns auf die nächsten Veranstaltungen!